Neulich,
da war ich mit meiner Mädelslaufgruppe bei einem der nun allerorts auftauchenden Frauenläufe.Das war in Mannheim. Eine gute Gelegenheit, in entspannter und fröhlich-bunter Atmosphäre einen Hauch von Wettkampfluft zu schnuppern…einfach mal schauen, wie sich das so anfühlt, mitmachen und trotzdem ein kleines bisschen auf die Uhr spitzeln…tolle Sache das! Über die Farbe der T-shits kann man sich ja streiten, und auch darüber, ob das Bauhaus wirklich ein geeigneter Sponsor ist. Ich finde das großartig, wer sich da alles auf die Socken macht, die 6km lange Strecke zu bewältigen! Vom knallbunten Outfit aus den 80er Jahren bis hin zum Einteilertriathlonanzug (für eine halbe Stunde Sport?? na gut….) ist alles dabei.
Aufgefallen und ehrlich gesagt ziemlich negativ aufgefallen ist mir jedoch etwas anderes: wozu bitteschön all diese technische Ausrüstung? Wozu brauche ich Kopfhörer im Ohr, wenn ich mit 2000 anderen Mädels durch einen Park laufe? Und wozu brauche ich eine riesige Halterung am Arm, und darin mein Handy mit meinen aktuellen Laufdaten? Wozu? Wir laufen gerade gemütlich auf Platz 837 gesamt, muss ich da wirklich wissen, wie schnell ich jetzt gerade im Moment bin, wieviel Höhenmeter ich heute zurückgelegt haben werde, wieviel Kalorien ich gerade eben verbrauche, bzw. wann heute die Sonne untergehen wird?
Zugegeben, ich übertreibe…
…..und möchte auch niemand das Recht nehmen, sich mit Musik zu motivieren – aber ich hinterfrage das jetzt einfach mal. Wie soll ich denn meinen eigenen Körper spüren, meine arbeitende Muskulatur, mein klopfendes Herz, meinen Atem hören? Wie soll ich wahrnehmen und genießen, was ich gerade tue? Ich höre nicht die anfeuernden Zurufe der Zuschauer, ich höre nicht die Musik im Ziel. Ich höre übrigens auch nicht, wenn mich eine von hinten bittet, sie vorbeizulassen….
Ablenkung führt weg vom Hier und Jetzt
….leider sieht man diese Ausstattung auch viel zu oft im Alltags-Training: am Neckar, der Hauptrennstrecke in Heidelberg, oder auch mitten im stillen Wald ballert sich das Läufervölkchen die Ohren voll… ist Laufen als Bewegung so schwer, dass Unlust und Anstrengung überwunden werden müssen mit Ablenkung? Wer fit oder noch fitter werden möchte, muss regelmäßig trainieren. Um meine Leistungsfähigkeit zu erhöhen, muss ich jedoch meinen Körper spüren. Nur dann entwickle ich ein gutes Gefühl für mein aktuelles Tempo, erfahre und verankere in meinem Kopf, wie ich in welchem Leistungsbereich unterwegs bin.
Musik im Ohr führt uns weg vom Hier und Jetzt….von dem eigentlichen Tun, dem LAUFEN. Sollte das Ziel nicht sein, im Einklang mit sich selbst und seinem Körper in Bewegung vorwärts zu streben?
Auch für das Mentaltraining ist das Beschreiben können von «was-spüre-ich-gerade» und NICHT «was-denke-ich-gerade» oder «was-sagt-die-Uhr-gerade» von großer Bedeutung…..in dieser Wahrnehmung liegt ein enormes Potenzial nicht nur für Wohlbefinden beim Sport, sondern auch für die Arbeit an der Leistungssteigerung!
Einen Versuch ist es doch wert, oder?!
Probiert es mal: weg mit der Musik und ab und zu mal auch weg mit der Uhr….wenigstens einmal in der Woche eintauchen in die Stille und Schönheit der Natur, spüren, wie die Gedanken erst wirbeln, sich dann nach und nach beruhigen und sich sortieren. Laufen kann so leicht und schön sein!
Fragen dazu? Dann schreibt mir an evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de
Keep on running,
Eure Eva