Fundstück: In der ZDF Mediathek gibt es bei den Terra X Dokumentationen eine Reihe mit dem Titel «Supertalent Mensch». Im ersten Teil: «Die Körperbeherrscher» werden sportliche Ausnahmeleistungen vorgestellt und erklärt. Eine sehr faszinierende und spannende Sendung! Den Anfang macht Herbert Nitsch, einer der erfolgreichsten Apnoe -Taucher der Welt: ihm gelang es 2009, mit nur einem einzigen Atemzug 214 m tief zu tauchen, ohne Sauerstoffgerät. Dabei war er ungefähr 9min lang unter Wasser.
Wenn du nun versuchst, die Luft anzuhalten, wird dir das normalerweise nur 1-2min lang gelingen, dann wird der angeborene Drang, Luft zu holen, so stark, dass du dem nicht widerstehen kannst: Du schnappst nach Luft.
Wie kann es also Herbert Nitsch gelingen, genau diesen Atemreflex zu unterdrücken und vor allem: keine Angst zu verspüren in der dunklen und kalten Tiefe?
Training, Konzentration und Regulation von Gefühlen
Sein Geheimnis liegt in seiner über lange Jahre hinweg ausgebildeten Fähigkeit, den Zustand seines Körpers und seiner Funktionen nicht nur wahrzunehmen, sondern auch gezielt anzusteuern. «Ich wende den Blick nach innen, beobachte die Funktionen meine Körpers». Sein antrainiertes Lungenvolumen umfasst 10l (bei Untrainierten sind das ca. 5l). Zusätzlich pumpt er vor jedem Tauchgang seine Lunge mit Sauerstoff auf -das sogenannte packing- und kommt so bis auf 15l.
Er sagt über sich, er spüre keine Anspannung, Panik gäbe es nicht und lächelt dabei ruhig und gelassen. Mithilfe von Meditation hat er die Kontrolle über seine Körperfunktionen und seine Emotionen in Perfektion trainiert. Es wird deutlich, dass starke mentale Fähigkeiten auch starke körperliche Leistungen hervorbringen – Herbert Nitsch verfügt über keine besseren körperlichen Voraussetzungen wie wir!
Und was hat das mit mir und meinem Sport zu tun?
Sehr viel. Denn egal, ob dein Ziel lautet, in der nächsten Saison einen ersten Triathlon zu bestehen oder ambitionierte Leistungen zu erbringen: Training von Körper UND Kopf leistet beim Streben nach optimalen Leistungen im Wettkampf wertvolle Dienste. Es ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen, dass das zentrale Nervensystem früher ermüdet, als die beteiligte lokale Arbeitsmuskulatur. Das bedeutet, dass du, wenn du dich erschöpft fühlst im Laufe eines Wettkampfs, dich Gedanken ans Aufgeben bedrängen, noch gar nicht am Ende deines körperlichen Leistungsvermögens bist. Klingt das nicht vielversprechend? Ungeahnte Potenziale warten darauf, ausgeschöpft zu werden!
Müssen wir Triathleten uns also erst in jahrelanger Meditation üben, um unsere besten sportlichen Leistungen abrufen zu können? Ja und nein. Wer auf ein sofortiges Wunder hofft, wird wohl enttäuscht werden. Je länger und intensiver das mentale Training, desto größer die Aussicht auf große Leistungen, auch unter schwierigen und herausfordernden Bedingungen.
Gute Aussichten
Aber wir können sehr wohl auch kurzfristige Erfolge erzielen, wenn wir uns anregen lassen, uns mit der Entwicklung unserer mentalen Fähigkeiten zu beschäftigen. Wer spüren und beschreiben kann, WIE es sich anfühlt, WENN es sich gut anfühlt, kann diesen «idealen Leistungszustand» gezielt mithilfe von Auslösern ansteuern. Und wer spüren und beschreiben kann, WIE es sich anfühlt, WENN man gestresst ist oder Angst hat, kann diese Gefühle gezielt mit bestimmten Techniken regulieren.
Auch die anderen drei Supertalente sind übrigens bemerkenswert: der Eismann, der eine Stunde lang in Badehose in einem Eiskasten sitzt, die beiden jungen Frauen, die frei eine 500m steile Bergwand erklettern und der Blinde, der wie eine Fledermaus seine Umgebung über das Hören erkennt.
Und wenn ihr mehr über euren persönlichen idealen Leistungszustand erfahren wollt, ich informiere Euch gerne – schreibt einfach eine mail an evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de
Quellen:
Dr. James E. Loehr, Persönliche Bestform durch Mentaltraining für Sport, Beruf und Ausbildung, 1982
Teil IV und der letzte Teil meiner kleinen Blogserie: Stärker werden im Triathlon! Heute wenden wir uns David zu: David lässt es immer seeeeehr locker angehen, er trainiert ohne festen Trainingsplan und liebt es, in Gruppen unterwegs zu sein. Dort lässt er sich durchaus auch mal spontan zu harten Bergsprints verleiten – aber nur, weil er eben gerade Lust dazu hat. Wenn nicht, bleibt er an dem Tag auch mal auf dem Sofa liegen…David ist dennoch ein sehr starker Athlet mit viel Potenzial und wenn er einen guten Tag hat, haut er auch im Wettkampf mal ein richtig gutes Ergebnis raus. Er liebt seinen Sport, den Triathlon!
Nun hat sich aber auch bei David über die Jahre hinweg Frust eingeschlichen: seine Ergebnisse werden einfach nicht besser….er weiß, er bräuchte einen Plan zum Trainieren, zugleich möchte er sich aber keinesfalls einem strengen Trainingsdiktat unterwerfen.
RÜCKENWIND Gedanken.
Um Fortschritte im Triathlon zu machen, ist eins unerlässlich: Beständigkeit und ein gewisses Gleichmass im Trainingsverhalten: dazu gehört regelmäßig ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung ebenso, wie dass an den leichten Tagen tatsächlich auch nur leicht trainiert wird, sowie ausreichende Regeneration nach härteren Einheiten. Um einen Trainingsplan wird David nicht herumkommen, er kann für ihn aber flexibel gestaltet werden und ihm Raum für eigene Gestaltungsmöglichkeiten geben. Das Zauberwort sind verbindliche Schlüsseleinheiten, die mit Uhr durchgeführt werden müssen, um Daten für seine Leistungsentwicklung zu erhalten. Mithilfe einer klaren Strukturierung, z.B. nach dem Prinzip 2 Wochen Belastung und 1 Woche Entlastung wird er schon bald einen Fortschritt in seinem Leistungsvermögen feststellen und damit auch bessere Wettkampfergebnisse erzielen.
Gewohnheiten ändern
Der Wunsch, schneller und stärker zu werden ist da. Sehr deutlich sogar. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jedoch vertraute Wege verlassen und neue eingeschlagen werden. Und das möglichst konstant. Das ist etwas, was vielen von uns sehr schwer fällt, man betrachte nur die vielen vergeblichen Diäten! Eine andere Herangehensweise bietet da die Neurobiologie – Stichwort: gehirnfreundlich umdenken! Das Gehirn hat die Aufgabe, unsere psychobiologische Gesundheit aufrechtzuerhalten, also für unser Wohlbefinden zu sorgen. Dabei orientiert es sich an unseren bisher gemachten Erfahrungen: was gut gelungen ist, wird emotional positiv kodiert und als Verhaltensweise in Zukunft bevorzugt!
Im Fall von David: Fahren mit den Kumpels und Ballern macht Spaß!
Nun soll sich aber was ändern – David will ja bessere Wettkampfergebnisse! – es müssen also neue Erfahrungen gemacht und diese mit positiven Gefühlen besetzt werden –> damit das Gehirn von nun an bevorzugt auf sie zurückgreift.
Im Fall von David: klar strukturierte Schlüsseleinheiten und trotzdem Freiraum zum Spielen!
Fazit: Um aktiv Veränderungen anzugehen, muss ich erstmal verstehen, warum ich eine bestimmte Gewohnheit habe und in welcher Form sie meinem Wohlbefinden nützt. Dann kannst du neue Gewohnheiten etablieren und erreichst so auf angenehme Weise deine Ziele……im Einklang von Körper und Kopf.
Sportmentalcoaching RÜCKENWIND unterstützt dich hierbei mit einer genauen Analyse deiner Trainingsumstände sowie in der Umsetzung mit kreativen Impulsen und Lösungsansätzen.
Nennen wir sie einfach mal Luisa (und es gibt bestimmt auch sehr viele Luis!!) – unsere Trainingsweltmeisterin, über die ich heute im dritten Teil meiner Blogserie schreiben möchte. Luisa ist eine unglaublich starke Athletin, läßt niemals eine Einheit ausfallen und hält beim Radtraining problemlos mit den Jungs mit. Sie genießt deshalb viel Respekt bei ihren Trainingskollegen und -kolleginnen, wirkt sie doch schier unschlagbar. Allerdings nur bis zum Wettkampftag: denn hier wendet sich das Blatt: die vermeintlich schwächeren Konkurrenten ziehen an ihr vorbei, und sie landet entgegen aller Erwartungen abgeschlagen auf hinteren AK-Plätzen. Das empfindet sie als tief frustrierend – Selbstzweifel breiten sich aus, Luisa verliert nach und nach das Vertrauen in ihre eigene Leistungsfähigkeit. Und noch schlimmer: die Freude an ihrem Sport. Aus Angst vor der fast schon erwarteten Enttäuschung meldet sie sich zunehmend bei weniger Rennen an. Im Gegenzug trainiert sie allerdings nur noch härter, um die gesteckten Ziele zu erreichen.
RÜCKENWIND Gedanken.
Es gehört einiges an Mut und Offenheit dazu, über die eigenen enttäuschten Erwartungen zu sprechen. Für einen ehrgeizigen Athleten mag das einem Eingeständnis von Schwäche gleichkommen. Ein Sportmentalcoach ist daher eine gute Anlaufstelle – denn er hört zu und bewertet nicht. Er gibt keine Ratschläge, hat aber dafür kreative Ideen parat, ist Impulsgeber für Veränderungen.
Wettkämpfe als Test zu sehen, als Test für das eigene «Gutsein», für die eigene Wertigkeit, ist ein gewagtes Glücksspiel: mit einiger Wahrscheinlichkeit endet das auf Dauer nicht nur in einer Gedanken – sondern auch in einer Leistungssackgasse. Wenn Luisa jede einzelne Trainingseinheit bereits als «Rennen» erlebt, wie kann sie dann am Tag X ihre bestmögliche Leistung abrufen? Ihr Tank ist ja schon leer, wenn sie nur am Start steht.
Ändern wir also in einem Gedankenspiel mal die Perspektive für Luisa: ein Triathlonwettkampf wird zu einer Belohnung für lange und harte Arbeit, und dient nicht mehr länger als Leistungsnachweis, den sie unter maximalem Druck bewältigen muss. Statt sich an diesem inneren Druckgefühl zu orientieren, lernt Luisa, freundlich mit sich selbst umzugehen und ihren tatsächlichen idealen Leistungszustand realistisch einzuschätzen. Auch an ihren äußeren Umständen kann sie noch arbeiten, neben Taktik und Technik insbesondere die inhaltliche Optimierung ihrer Trainingsstruktur. Sie arbeitet gerne hart im Training? Das darf sie weiterhin. Zusätzlich zu den unverzichtbaren, harten Schlüssel-Trainingseinheiten gibt es die unterstützenden Einheiten mit verbindlichen Belastungsobergrenzen. Wichtig die Auswahl der richtigen Begleitung: mit einer starken Gruppe zu radeln, macht zwar Spaß, überschreitet aber leider zu oft die Trainingsvorgaben! Sinn: Wer versteht, warum er etwas tut, ist motivierter, es zu tun!
Gelassen am Start, bestmöglich durch den Wettkampf
Mentale Wettkampfvorbereitung ist ein Prozess und beginnt weit vor dem eigentlichen Wettkampftag. Aber es lohnt sich: gibt es Schöneres, als sich im Ziel selbst positiv zu überraschen? 🙂
P.S. Ich weiß wovon ich spreche: denn ich war selbst mal Trainingsweltmeisterin, was einige Jahre lang auch ziemlich gut geklappt hat, bis Motivation und Leistung stagnierten – das war ganz schön frustrierend! Wie sind da deine Erfahrungen?
Ina – ein fiktiver Name- nimmt ihren Sport sehr ernst und sehr genau – ihr Ziel ist es, immer bessere Leistungen abzuliefern! Daten geben ihr das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit: sie geht niemals ohne ihre Messtechnik aus dem Haus und hält sich strikt an ihre Bereichsvorgaben. Zu Hause zeichnet sie alle Trainingseinheiten akribisch auf: die Wattmessung am Rad ist ebenso selbstverständlich, wie die Armzugzählung im Wasser oder die exakte Bestimmung der Lauf-Pace per GPS. Hinzu kommt neben dem Gewicht auch die täglich aufgenommene Kalorienmenge. Ina ist der Traum eines jeden Trainers: sie befolgt die erteilten Anweisungen aufs i-Tüpfelchen, läßt sich auch von Befindlichkeiten oder Wetterbedingungen nicht davon abbringen, ihren Plan zu erfüllen.
Diese Vorgehensweise hat ihr zu Beginn ihrer ambitionierten Triathlonkarriere sehr schnell zum Erfolg verholfen, sie kann sich exzellent durchbeißen, wenn es hart wird im Rennen. Dennoch hat sie inzwischen das Gefühl, nun auf einem Leistungsplateau angekommen zu sein und nicht mehr weiterzukommen. Sie fühlt sich an ihre Zahlen gebunden und hat Angst, ohne diese Werte den Fokus auf ihre gesteckten Ziele zu verlieren.
Zahlenspiele
Es besteht kein Zweifel daran, dass unsere Messgeräte wichtig und nützlich sind für unser Training, ebenso für unsere Trainer zur Kontrolle. Ihre Aufgabe ist es, unsere Leistungsentwicklung zu unterstützen und nicht zu behindern. Was aber tun, wenn dich deine Wettkampf-Ergebnisse nicht zufriedenstellen und du das Gefühl hast, hinter deinem eigentlichen Leistungsvermögen zurückzubleiben? Eine zu starke Fixierung auf die Zahlen könnte ein möglicher Gedankenansatz sein.
RÜCKENWIND Gedanken: Urlaub für Ina
Zeit für Ina, mal Urlaub zu machen. Nicht Urlaub vom Training, sondern Urlaub von der technischen Unterstützung: schwimmen, radfahren und laufen, aber ohne Uhr. Für eine gewisse Zeit – vielleicht mal 2 Wochen lang – einfach spüren, wie sich Training tatsächlich anfühlt. Sehr wahr: es ist zunächst eine große Herausforderung, das individuelle Gefühl von Belastung nicht durch die Werte auf der Uhr bestimmen zu lassen.
Sprachspiele
Den Zahlenspielen folgen die Sprachspiele: (er-)finde Begriffe für dein Belastungsempfinden wie z.B. gemütlich, erholsam, fordernd und trage sie in deine Trainingsaufzeichnungen ein – so lernst du mit der Zeit, auch ohne Uhr zu bestimmen, in welchem Bereich du gerade trainierst. Dies ist als Zusatz zu verstehen, nicht unter Ausschluss von Messdaten!
Damit etablierst du dir ein Training nach deinem tatsächlichen Zustand und nicht nach deinen Erwartungen – und sammelst dabei sehr viele wertvolle Erfahrungen für deinen nächsten Wettkampf. Denke dir folgende Situation: du läufst aus der Wechselzone 2 heraus: ein Blick auf deine Uhr, dein geplantes Wettkampftempo fühlt sich heute so leicht an….was also tun? Schneller laufen? Oder lieber am Plan festhalten? Anders herum: du läufst los, und spürst sofort die Härte, was jetzt? Forcieren? Mit der Gefahr völlig einzubrechen?
Entscheidend für unser Belastungsempfinden ist die Bewertung unseres Gehirns der aktuellen Situation: fällt diese negativ aus, werden Stresshormone ausgeschüttet. Die Leistungsfähigkeit wird massiv eingeschränkt oder gänzlich blockiert. Wer die eigene Körperwahrnehmung im Training geübt hat und mit mentalen Techniken die negative Bewertung in eine positive umwandeln kann, wird zu einem stärkeren Athleten!
Spielen erlaubt
Hin und wieder mal aus dem strikten Trainingskonzept ausbrechen tut gut und ist ausdrücklich erwünscht: Spaß haben, neue Strecken erkunden, nette Leute treffen….
Stärker werden im Triathlon, das ist das größte und schönste Ziel! In meinen Gesprächen oder auch durch einfaches Lesen und Beobachten stelle ich immer wieder fest, dass der Fokus von ambitionierten Amateurathleten häufig sehr einseitig auf der Anzahl der Einheiten oder der Anzahl der geschwommenen, gefahrenen und gelaufenen km liegt. Wieviel habe ich trainiert – das ist der Maßstab für den Erfolg am Wettkampftag. Leider gerät dabei die notwendige äußere Rahmenstruktur ins Hintertreffen, die es überhaupt erst ermöglicht, beständig und gesund über einen längeren Zeitraum hinweg zu trainieren: gute Regenerations-, Schlaf- und Ernährungsgewohnheiten, Athletik und eine saubere Technik. Nach und nach schleicht sich oftmals eine gefährliche Übermüdung ein, die leider allzu oft in Verletzungen endet – und in einem Wettkampfergebnis weitab der eigenen Erwartungen und Hoffnungen. Und das schlägt sich mächtig auf die Motivation nieder!
Alles eine Typfrage?
Ich habe mir dazu RÜCKENWIND Gedanken gemacht und möchte euch in einer mehrteiligen Blogserie 4 Typen von Triathletinnen und Triathleten vorstellen. Sie alle eint das ungute Gefühl, ihr Potenzial, ihre Trainingsleistungen im Wettkampf nicht abrufen zu können. Vielleicht findest du dich ja auch darunter wieder? (Ähnlichkeiten mit mir persönlich bekannten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt!) Den Anfang macht Andreas, der Beschäftigte. Es folgen Ina, die Herrin der Leistungsdaten; Luisa, die Trainingsweltmeisterin und David, der ganz Lockere.
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Typ 1: Andreas, der Beschäftigte
Andreas hat einen anspruchsvollen Beruf in einer Wachstumsbranche und trägt viel Verantwortung. Er reist viel und und macht ständig ungeplante Überstunden. Seine Frau toleriert dennoch seine Begeisterung für seinen Sport und unterstützt ihn. Die beiden haben zwei Kinder im Alter von 10 -12 Jahren. Andreas ist sehr ehrgeizig, beliest sich in Foren und Zeitschriften, verfügt über teures Material und schaut, wie die Profis das machen. Seinen Trainingsplan bekommt er von einem Coach. Häufig kürzt er seinen Schlaf, um Einheiten in seiner vollen Woche unterzubringen, Essen findet viel zu oft schnell und ungesund statt. Er fühlt sich zunehmend müde und abgekämpft. Seine Hauptsorge gilt dem Gefühl, seinen Trainingsplan nicht erfüllen zu können und noch mehr, dass er auf einem Leistungsplateau angekommen zu sein scheint und nicht mehr schneller wird.
RÜCKENWIND Gedanken.
Wenn Andreas so weitermacht, wird er sich vermutlich in absehbarer Zeit verletzen oder mit dem Sport aufhören. Das Verhältnis von Training und Regeneration stimmt nicht mehr. Auch das Verhältnis von Training und dem Rest seines Lebens ist in eine Schieflage geraten: sein Training ist nicht Bestandteil seines Lebens, sondern wird noch oben drauf gesetzt. In seiner Vorstellung muss er, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, eine bestimmte Anzahl Stunden trainieren – also hechelt er mühevoll seinem Plan hinterher, immer im Gefühl, nicht ausreichend getan zu haben. Andreas braucht eine Pause. Dringend. Und eine neue Struktur. In einer Analyse sollte er genau herausarbeiten, wie viel Zeit er tatsächlich zum Training übrig hat in der Woche, nach Erfüllen aller seiner Pflichten und Zeit mit und für seine Familie. Und diese Zeit wird dann mit qualitativ unterschiedlichen Einheiten gefüllt: es gibt die unverzichtbaren Schlüsseleinheiten, und die flexiblen Aufbaueinheiten, die notfalls auch mal gekürzt oder gestrichen werden dürfen. Den Inhalt seiner Einheiten hat er verstanden haben und erachtet sie für sinnvoll. Erfolgreich abgeschlossene Einheiten machen glücklich und motivieren, dranzubleiben – dafür darf er sich dann auch mal belohnen! Ganz wichtig für Andreas sind regelmäßig ausreichend Schlaf und gesundes Essen. Ein Perspektivwechsel wird fällig: nicht mehr, wieviel Stunden brauche ich, um erfolgreich zu sein, sondern wie gestalte ich die zur Verfügung stehenden Stunden optimal? Dann kann es mit der Leistungsentwicklung weitergehen bei unserem beschäftigtem Andreas.
Off-Season beendet! Kribbelt es Dir auch schon so langsam wieder in den Beinen? Kommt sie wieder, die Lust auf strukturiertes Training, auf neue Aufgaben, auf neue Ziele? Wie soll sie aussehen, deine Saison 2017?
Zu einem gut strukturierten, motivierenden und deinen äußeren Lebensumständen angepassten Trainingsplan gehört natürlich auch ein Ziel. Ein gutes Ziel. Ein herausforderndes, aber erreichbares Ziel!
Zielsetzung, aber wie?
In meinen Gesprächen mit Athleten erfahre ich immer wieder von hochfliegenden Plänen: In einem Jahr von der Sprint- zur Langdistanz? Das ist wohl etwas überambitioniert. Triathlon begeistert und läßt schnell große Träume entstehen…dennoch sollten Ziele sinnvoll geplant werden. Du möchtest wissen, wie das geht?
Hier bekommst du eine kleine Anleitung. Wünscht Du Dir zusätzlich Unterstützung, weil Du neue Wege gehen möchtest? Dann schau doch mal auf mein Angebot am Ende des Beitrages!
1.) zuerst die Bilanz
Zeit für einen Rückblick: Nimm dir zwei Blatt Papier und einen Stift zur Hand und dazu etwas Zeit und Muße. Notiere dir auf dem ersten Blatt, was gut gelaufen ist in der vergangenen Saison, und was nicht so gut gelaufen ist. Sei dabei wirklich ehrlich mit dir selbst. (Du musst es ja niemanden zeigen! ;-)) Auf dem zweiten Blatt formulierst du deine Ziele für die nächste Saison.
2.) dann die neuen Ufer
Wenn du die Liste mit deinen neuen Zielen nun betrachtest, und dort steht: «meine Altersklasse gewinnen» oder «die 10km endlich unter 44min laufen», wird dir schnell auffallen, dass es sich hierbei um ergebnisorientierte, quantitative Ziele handelt. Das ist schön, denn Ergebnisziele motivieren, lassen uns träumen, lassen uns die Freude über das (hoffentlich) Erreichte schon im Vorfeld als Kribbeln im Bauch spüren. Andererseits sind sie relativ starr und lassen nicht viel Spielraum zu: was, wenn ich mein Ziel nicht erreiche? Wenn mich Verletzungen einschränken, oder sich Ungeplantes in Beruf und Familie dazwischen schiebt? Wenn am Wettkampftag miese Wetterbedingungen herrschen oder mir ein Missgeschick passiert? Hand aufs Herz: Würdest du dich noch genauso über einen dritten oder gar einen etwas unglücklichen vierten Platz freuen? Oder lauert da dann schon das Gefühl von Enttäuschung oder gar Frust im Hinterkopf?
Sich eng mit einem solchen Ergebnisziel zu verknüpfen, wirkt einerseits sehr motivierend, kann dich aber andererseits auch ganz schön unter Druck setzen. Es lässt sich durch seine enge Fixierung kaum anpassen.
3.) in kleinen Schritten
Ich schlage dir daher eine andere Herangehensweise vor: statt einer festen Zielvereinbarung definierst du für dich ganz persönlich konkrete (und machbare!) Handlungsziele. Werfen wir einen Blick auf deine erste Liste: Plagt dich immer noch starke Nervosität vor jedem Wettkampf? Verstolperst du regelmäßig deine Wechsel? Hast du Angst vor dem schnellen Bergabfahren? Hier eröffnet sich ein weites, weites Feld für neue, gute Handlungsziele! Hast du sie erreicht, bist du auf dem besten Weg zum dauerhaften Erfolg im Triathlonsport. Denn jede gelungene Erfahrung löst ein starkes Gefühl von Erfolg aus: «yesssss, ich habs geschafft!» Damit legst du nicht nur die Basis für langanhaltende Motivation, sondern bleibst auch flexibel in deiner Zielsetzung.
Gehirnfreundlich trainieren
Warum machen uns Handlungsziele mental stark? Unser Gehirn ist eine ziemlich «faule Socke», es strebt immer nach ökonomischer, energiesparender Arbeitsweise. Stehen wir nun vor einem «Problem» oder einer «schwierigen Aufgabenstellung» und es gelingt uns eine gute Lösung, werden bestimmte emotionale Zentren im Gehirn aktiviert und zur Belohnung Dopamin ausgeschüttet. Denn was gut für uns ist, soll als neuronale Verbindung erhalten und gestärkt werden für die Zukunft!
Erfolg beginnt im Kopf.
Mein RÜCKENWIND Angebot für Dich:
Mental Coaching zum Einstieg in die Saison 2017
genaue Analyse der vergangenen Saison
darauf aufbauend finden wir gemeinsam neue GUTE Handlungsziele für Dich
Unterstützung bei der Planung der konkreten Umsetzung
Tipps zur Wettkampfplanung
persönlich oder via Skype
evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de – ich freue mich darauf, dich mitsamt deiner sportlichen Geschichte kennenzulernen!
Ich liebe den Herbst! Farbenfroh. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Ein Innehalten der Natur, bevor sie sich in den Winterschlaf begibt. Es riecht gut. Es ist oft völlig windstill. Und es gibt Kürbis und Feldsalat! Ich lade Euch ein zu einem Herbstspaziergang mit Rückenwind und ein paar Gedanken zu mentaler Stärke. Denn Erfolg beginnt im Kopf!
Off-Season: Zeit, das Trainingspensum für ein paar Wochen herunterzufahren oder sich einfach mal ganz eine Auszeit zu gönnen von Intervallen auf der Bahn und Kachelzählen im Schwimmbad, von Wettkampffreud und -leid. Neue Energie und Motivation tanken, Pläne schmieden für das nächste Jahr, Zeit für die anderen schönen Dinge im Leben haben. Wie wär es mit einem langen Spaziergang? Die vielfältigen Sinneseindrücke des Waldes bieten eine hervorragende Gelegenheit, entspannt und in aller Ruhe die Fähigkeit zur Wahrnehmung und Steuerung der Aufmerksamkeit zu verfeinern – ein wertvolles Werkzeug, um im nächsten Wettkampf stark zu blieben und nicht den Fokus zu verlieren.
Eine mentale Technik
Die Technik, die ich euch dazu vorstellen möchte, nennt sich «le nouveau regard» – also übersetzt «der neue Blick». Es geht darum, auf einem Spaziergang mit allen Sinnen die Dinge um sich herum wahrzunehmen und wertungsfrei zu benennen. Das klingt ja eigentlich gar nicht so schwer…dennoch merkt man schnell, wie man stets unwillkürlich alle Wahrnehmungen sofort einsortiert in den persönlichen Erfahrungsschatz – sie vergleicht und daraus mögliche Konsequenzen ableitet. Der Kopf beginnt zu arbeiten, verarbeitet die Eindrücke und das kostet wertvolle Energie – das Ziel (im Training und ganz besonders im Wettkampf) sollte es jedoch sein, den Fokus beizubehalten, sich nicht auffressen zu lassen von negativen Gedanken…..
Ein Beispiel?
Bei km 15 auf der Mitteldistanz sind deine Beine so brennend schwer, dass du das Gefühl hast, kaum noch die Füße heben zu können. Das ist die Wahrnehmung. Was sofort fast zeitgleich folgt, ist die Bewertung, und die fällt in diesem Fall natürlich denkbar ungünstig aus: «ich schaffe das nicht, warum schaffe ich das nicht, warum schaffen das die anderen..» etc. etc. Ein Kreislauf aus negativen Gedanken setzt ein und daraus gibt es nur schwer ein Entrinnen. Nun stell dir vor, Du wärst in der Lage, einfach nur wahrzunehmen, ich spüre, dass meine Oberschenkelmuskulatur schmerzt….und diesen Gedanken dann einfach so für sich stehen zu lassen. Kein Verzweifeln. Deine Aufmerksamkeit bleibt statt dessen auf den beherrsch- und steuerbaren Dingen, dem Atem, dem Rhythmus und der Technik.
Erfolg beginnt im Kopf
Auf dem Herbstspaziergang hat der «nouveau regard» eine sehr entspannende Wirkung, gut geübt (ja, das muss sein!) im Training und später im Wettkampf entfaltet er eine regulierende und mental stärkende Wirkung, wenn es darum geht, auch noch die letzten 6km durchzuhalten…
Daher: geht raus und spielt mit eurer Aufmerksamkeit – seid geduldig mit euch selbst, wenn es nicht sofort klappt, es lohnt sich!
Viele Wettkampfblogberichte – auf allen Leistungsniveaus – lesen sich ähnlich: «Es war ein toller Wettkampf, gute Stimmung, etc….aber das Ergebnis leider nicht so wie erhofft oder geplant…» Der geneigte Leser erfährt, wie akribisch die eigene Leistung auf der Uhr und dem Wattmesser mitverfolgt, etwaige Rückstände sofort hochgerechnet und ständig mögliche Platzierungen berechnet wurden. Dazwischen immer wieder Erklärungen für die vermeintlich unzureichende Leistung. Und am Ende dann die Konsequenz: noch mehr, noch härteres Training….also noch mehr Zahlen! Ich finde das schade: der -häufig ja sehr teure- Wettkampf wird auf Zahlen reduziert, und diese werden zum Maßstab des Empfindens gemacht. «Wieder die sub10 nicht geschafft»… stand da. Ein langer Bericht über eine gefühlte Niederlage. Der Gedanke sub 10 wurde scheinbar schon in der Vorbereitung mit einem Glücksgefühl verbunden, der Gedanke 10 plus mit einem Enttäuschungsgefühl. Top oder Flop. Wo bleibt die Beschreibung eines schönen Erlebnisses? Ich finde kein Wort zu dem, was der Athlet in seinem Wettkampf gesehen, gehört, gerochen, gespürt und wahrgenommen hat. Und das wäre doch mal eine schöne, wertvolle und bleibende Erinnerung….
Wo ist eigentlich deine Aufmerksamkeit?
Angefangen haben wir doch irgendwann mal alle gleich: aufgeregt, gespannt und aus vollen Zügen die Atmosphäre, die Anstrengung und den Stolz im Ziel genießend! Das Gefühl von Unbefangenheit, von Übermut und Freude, von Stärke und Unbesiegbarkeit, von Leichtigkeit. Im Laufe der Zeit und häufig unbemerkt wandert die Aufmerksamkeit jedoch hin zu den Zahlen, den Wattwerten, den Ergebnissen, den Platzierungen. Und mit ihr die Bewertung der eigenen Leistung. Es scheint, als ob dabei die Wahrnehmung für die Umgebung und den eigenen Körper auf der Strecke bliebe. Und damit auch ein spürbar zufriedenes Gefühl am Ende des Tages.
Aufmerksamkeit bewußt steuern
Habt Ihr Euch schon mal damit beschäftigt, wie sich Gefühle (Freude, Glück, Stärke, aber auch Traurigkeit, Wut, Frust) im Körper tatsächlich anfühlen? Dabei geht es nicht um Gedanken und Bewertungen, sondern ganz schlicht um das reale eigene Körperempfinden. Beobachtet Euch doch mal selbst: was macht mein Atem, wie fühlen sich meine Muskeln an, in welcher Haltung stehe ich gerade da, wohin schaue ich….das kann zu einer spannenden Entdeckungsreise werden! Diese Achtsamkeit lehrt uns einiges über uns selbst und gibt uns zugleich wertvolles Input für unser Leistungsvermögen im Training und im Wettkampf.
Und es kommt sogar noch besser: wir können uns dieses Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit zu steuern, zunutze machen, sie sogar gezielt einsetzen, um z.B. eine große Herausforderung zu meistern. Wer weiß wie er sich fühlt, wenn er sich gut fühlt, kann seine Aufmerksamkeit im Training und Wettkampf bewußt dahin steuern, wo sie hin soll: zu meiner persönlichen und optimalen Leistungsfähigkeit an diesem Tag!
mindful triathlon coaching
Achtsamkeit und die Steuerung der Aufmerksamkeit können nicht erst im Wettkampf zum Einsatz kommen, sondern müssen trainiert werden, regelmäßig, ebenso wie die Muskulatur! Klingt zu sehr nach «oooooommm»? Ist es nicht. Es ist neben den wichtigen Trainingsdaten und Leistungswerten, dem Material und dem technischen und taktischen Können ein weiterer Baustein zum sportlichen Erfolg. Und leicht zu lernen. Mindful Triathlon Coaching ist ein von mir entwickeltes kleines Zusatz-Trainingsprogramm, dass Dir Schritt für Schritt nicht nur zur körperlichen Stärke verhilft, sondern auch zu einer inneren, mentalen Stärke. Mehr Zufriedenheit, Selbstvertrauen und Gelassenheit. Im Sport und im Alltag.
Heute möchte ich Euch gerne eine ganz besondere Athletin vorstellen, ihr Name ist Judith Mess, sie ist 28 Jahre alt und lebt in Haar bei München. Nach fast 20 Jahren leistungsstarkem Triathlon stand dieses Jahr eine völlig neue Herausforderung auf ihrem Plan: der Zugspitzmarathon im Juli. Mit 43,3km und 3965 HM ein mehr als imposantes Ziel! Leider kam es nicht dazu….denn sie musste krankheitsbedingt am Tag zuvor absagen. Jeder, der so etwas auch schonmal erleben musste, weiß, wie mies sich das anfühlt und wie sehr man mit so einer vermeintlichen «Niederlage» hadern und ringen kann. Bemerkenswert an Judith ist ihre einzigartige Einstellung zu ihrem Sport – nicht als Lippenbekenntnis, sondern als echte mentale Stärke, die ihr auch über solch gebrauchte Tage hinweghilft. Wenn es mal so ganz, ganz anders läuft als geplant….
Wie macht sie das? Sie fokussiert sich einerseits sehr klar und genau auf ihre Ziele, bereitet sich akribisch auf die jeweilige Herausforderung vor (um Stress und Unruhe zu vermeiden!) und verliert andererseits dabei nicht ihren sportlichen Weg dorthin aus den Augen…und das sind die vielen wunderbaren, stolz und glücklich machenden Trainingseinheiten!
Das zu lesen, hat mich nicht nur SEHR begeistert, sondern auch bestätigt, dass ich mit meinem Gedankenansatz im Sport Mental Coaching auf dem richtigen Weg bin. Deshalb habe ich sie um ein kleines Interview gebeten….danke, liebe Judith, für Deine Bereitschaft, von Dir zu erzählen!
Aber lest selbst…..hallo Judith!
1.) Ich würde dich zunächst gerne einfach kurz vorstellen: wo lebst du, wie alt bist du und was machst du beruflich?
Ich lebe in Haar bei München, bin 28 Jahre alt und bin Wirtschaftsjuristin und arbeite in einem Unternehmen in der Rechtsabteilung.
2.) Wann und wie bist du zum Triathlon gekommen? Welches ist dein größter Erfolg?
Meinen ersten Triathlon habe ich mit 9 Jahren (1998) gemacht, wie es genau dazu kam, weiß ich daher nicht mehr so genau. Ich bin mit dem Sport quasi groß geworden. Schwimmen, Radfahren und vor allem das Laufen gehören bei mir einfach dazu. Mein größter Erfolg war sicherlich meine zweite Langdistanz in Roth 2013, die ich in einer Zeit von 9:50h finishte. Dass ich das geschafft habe, kann ich manchmal jetzt kaum glauben.
3.) Hast du zwischendurch auch mal in andere Sportarten reingeschnuppert?
Eigentlich nicht, ich war dem Triathlon immer treu. Klar lag mal mehr und mal weniger der Fokus auf dem Sport. Aber irgendwie fehlt mir einfach was, wenn ich nicht schwimme, radel und laufe. Da ich im Jugendbereich einfach richtig schlecht geschwommen und dafür umso besser gelaufen bin, habe ich mir oft überlegt nur noch zu Laufen, doch dabei hat mir einfach immer etwas gefehlt.
4.) Welches war dein emotionalstes und schönstes Rennen?
Mein emotionalstes Rennen war sicherlich meine erste Langdistanz 2012. Da ich den Sport ja schon als Kind gemacht habe, habe ich immer zu den Erwachsenen aufgeschaut, die diese unfassbar lange Strecke gemeistert haben. Für mich war das utopisch, aber auch ein großer Traum. Diesen Traum habe ich mir dann 2012 realisiert. Und genau das habe ich mir in den schweren Phasen des Rennens immer wieder vor Augen geführt, die letzten 20km war ich stehend k.o., doch ich habe mich weiter gepusht und immer an die kleine Judith von früher gedacht, die auch mal so ein Rennen bestreiten wollte. Im Ziel war ich dann einfach nur platt, realisiert, was ich da geschafft habe, habe ich erst einige Tage später. Erst da haben sich dann auch wirklich die Emotionen bereit gemacht, am Renntag war ich einfach nur über meine gute Zeit (10:09h) und meinen Europameistertitel froh ☺
5.) Plaudern aus dem Nähkästchen: ist dir mal im Wettkampf so richtig was daneben gegangen? 😉
Mmh, so richtige Pannen habe ich glücklicherweise noch nicht erlebt, klar hat man mal Probleme aus dem Neo zu kommen oder ähnliches. Ich versuche mich aber immer sehr gewissenhaft vorzubereiten, sodass Pannen vermieden werden, denn diese bringen nur unnötige Unruhe bei mir.
6.) Hast du ein bestimmtes Vorstart-Ritual am Wettkampftag? Bist du sehr nervös?
Ein gewisses Ritual habe ich nicht, ich versuche aber mich die Tage vorher auf das Rennen einzustellen und die Vorbereitungen ohne Stress zu erledigen. Am Wettkampfmorgen bin ich schon angespannt, daher bereite ich alles genau vor, so dass nicht mehr viel schief gehen kann und ich routiniert die Vorbereitungen abschließen kann, um dann ungestresst an der Startlinie zu stehen.
7.) Dieses Jahr war anders für dich: Wie kam es, dass du dich für die Teilnahme an einem Trailmarathon entschieden hast?
Durch den Einstieg ins Berufsleben habe ich gemerkt wie schwer es ist, Sport und Job unter einen Hut zu bekommen. Ich möchte nicht bei Rennen starten und daran denken, wie schnell ich dort vor ein paar Jahren noch war. Außerdem war ich auch müde von dem ständigen schneller, höher, weiter. Ich wollte Sport machen, ich brauchte auch ein Ziel/einen Wettkampf, etwas was mich an meine Grenzen bringt, aber dennoch etwas neues ist, etwas was ich so in der Art noch nie gemacht habe. Und so fiel meine Wahl auf das Trailrunning.
9.) Beschreibe doch mal deine Vorbereitung – körperlich und mental!
Zunächst habe ich einfach versucht, so oft wie möglich laufen zu gehen. Doch laufen ist eben etwas anderes als Trailrunning und man kann im Training noch so viele Bergsprints oder ähnliches machen – im Gebirge ist eben anders. Daher habe ich auch einige Trainingsläufe am Wochenende in den Bergen absolviert, das Ziel war hier auch möglichst viele Höhenmeter zu sammeln und aber auch mich auf die technischen Passagen vorzubereiten. Dieser Teil fiel mir am schwierigsten. Ich habe schnell gemerkt, wie ich immer mehr Kraft beim Laufen hatte, doch sobald es etwas technischer wurde, hatte ich echt zu kämpfen. Das war wohl die größte Herausforderung.
10.) Und was ist dann passiert?
Nun in der Nacht vor dem Wettkampf ging es mir gar nicht gut, mir war übel, schlecht und ich musste mich sogar einige Male übergeben, sodass ich leider den Start am Rennmorgen absagen musste.
11.) Das muss zunächst eine herbe Enttäuschung gewesen sein. Wie bist du mit der vermeintlichen „Niederlage“ umgegangen?
Zunächst war ich natürlich sehr enttäuscht. Ich habe lange auf dieses Rennen hingefiebert und viel Zeit in das Training investiert. Da stellt man sich schon die Frage, ob das alles umsonst gewesen war?! Doch ich habe versucht, mich an die schönen Momente im Training zu erinnern und die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe. In den Bergen zu laufen war eine ganz neue Erfahrung und hat mir so viel Spaß und Kraft gegeben, nein das war nicht umsonst. Diese Erlebnisse zeigen mir auch heute noch, dass es alles andere als umsonst gewesen war. Es ist ok, enttäuscht zu sein, und es war für mich auch wichtig, das Geschehene zu reflektieren, aber ich darf nicht zu lange darüber grübeln und nachdenken, sondern muss nach vorne schauen. Jede Erfahrung ist für etwas gut und bringt einen persönlich weiter. Man darf aber nicht vergessen, wieder nach vorne zu schauen, sich neue Ziele zu suchen und gedanklich einen Strich zu ziehen.
12.) Was würdest du ambitionierten Athleten als Gedankenanregungen für ihr Training/Wettkämpfe mitgeben?
Wettkämpfe sind wichtig, gerade im Leistungssport. Man darf ihnen aber auch nicht zu viel beimessen. Sie zeigen auf was wir in der vergangenen Zeit im Training geleistet haben. Man muss aber auch sehen, dass an einem solchen Wettkampftag einfach alles passen muss. Wie oft passiert es im Alltag dass wir einfach einen schlechten Tag haben, mit dem falschen Fuß aufgestanden? Auch so etwas kann bei einem Wettkampftag passieren, man kann eben nun nicht alles planen. Das muss nicht mal eine Krankheit sein, an manchen Tagen läuft es eben nicht und man kann die Trainingsleistung im Wettkampf nicht zeigen. Klar ist das enttäuschend, man sollte dem aber nicht zu viel beimessen. Wir machen den Sport doch weil es uns Spaß macht und ein großteil der Zeit die wir mit dem Sport verbringen, verbringen wir im Training und nur ein geringer Teil im Wettkampf. Im Training sehen wir unsere Fortschritte und kämpfen uns durch Motivationstiefs und nach jedem Training fühlen wir uns besser und sind glücklich und stolz. Diese Glücksmomente sollte man sich vor Augen führen, wenn der Wettkampf mal nicht so läuft. Der Wettkampf ist das Ergebnis einer gewissen Trainingsphase und das Ziel unseres Trainings. Doch bei aller Zielorientierung sollte man den Weg nicht aus dem Blick verlieren und die Zeit beim Sport bewusster genießen, dann fällt es einem auch leichter mit einem unzufriedenen Wettkampfergebnis umzugehen. Wenn man beim Training spaß hat, ist es schon die halbe Miete. Mir ist dies insbesondere bewusst geworden, da ich jetzt viel weniger Zeit zur verfügung habe als ich beispielsweise noch studiert habe.
Vielen herzlichen Dank, liebe Judith und weiterhin ganz viel Erfolg und Freude auf Deinem Weg!
Ein kleiner Klick, und der erste Schritt ist getan: die Anmeldung zum nächsten Wunsch-Wettkampf! Ein bunter Mix aus Emotionen durchflutet einen, Vorfreude und Aufregung, Stolz jetzt schon und zugleich auch etwas Nervosität – …das ist toll und ändert sich auch kaum, selbst bei der zehnten oder zwanzigsten Anmeldung!
Viele Fragen.
Nun kann es also beginnen, das Abenteuer, und natürlich tauchen recht bald viele Fragen auf: schaffe ich das überhaupt? wie trainiere ich richtig? was brauche ich an Material? wie komme ich am schnellsten durch die Wechselzone? wie bekomme ich meine Nervosität in den Griff? Zu einer guten Wettkampfvorbereitung gehört nicht nur eine saubere konditionelle und technische Vorbereitung, sondern auch ein Entwickeln der eigenen mentalen Stärke.
Alles anders als im Training.
Alle Athleten, die da an der Startlinie nervös mit den Hufen scharren, egal wie leistungsstark, eint das eine Ziel: im Wettkampf, also wenn es darauf ankommt, das abzurufen, was im Training an Leistung erbracht wurde. Und am liebsten noch ein kleines bisschen mehr. 🙂 Allerdings verlässt man dazu nun sein stilles Kämmerlein, bzw. seinen stillen Wald: es gilt, die gleiche Leistung unter ganz anderen Bedingungen abzurufen: das Wetter macht mir vielleicht einen Strich durch die Rechnung, im großen Starterfeld habe ich mich trotz aller guten Vorsätze etwas übernommen, die Radstrecke bot unerwartete Tücken, mein Vereinskollege hat mich überholt, obwohl ich mir soooo sicher war, viel schneller zu sein, es ist mir ein irgendein Missgeschick passiert…..undsoweiterundsofort. Sportler im Wettkampf machen sehr oft den Fehler, viel zu sehr daran zu denken, was nicht passieren darf oder was nicht hätte passieren dürfen.
Probiert es mal aus: denke NICHT an einen rosa Elefanten! Es wird nicht gelingen…..
Erfolg beginnt im Kopf.
Was also tun? Mir zu sagen oder zurufen zu lassen «Quäl dich, du Sau» – um dann wie von Zauberhand über die Strecke zu fliegen?? Schaut man in die Gesichter auf der Laufstrecke eines Triathlons, dann machen sich Zweifel breit … quäl ich mich grad eh nicht schon genug? Nein, das bringt gar nichts. Man kann seine Grenzen nicht beliebig nach hinten verschieben. Es muss eine antrainierte mentale Stärke her, eine Beständigleit im Tun, eine Fokussierung, eine feine, kleine, individuelle Sammlung an Strategien, um mich durch die Täler, die unweigerlich jeder Wettkampf mit sich bringt, hindurchzulavieren. Auch wenn es nicht Olympia ist! Denn Stress vermindert die Leistungsfähigkeit massiv. Und die Laune erst recht.
10 Schritte zu einem erfolgreichen Wettkampf.
1.)Sichte frühzeitig dein Material und erweitere/erneuere es gegebenfalls – bloß keine Experimente kurz vor dem Wettkampf, eben mal ein paar neue Laufschuhe, eine neue Sitzposition auf dem Rad, ein neuer Riegel etc…
2.) Ist dein sportliches Ziel angemessen? Such dir eine solide Trainingsberatung zur realistischen Umsetzung.
3.) Steht dein Ziel im Einklang mit deinen persönlichen Umständen? Ohne Unterstützung wird es schwer. Sprich mit deinem Umfeld, trefft gemeinsam Vereinbarungen, die für alle Beteiligten okay sind.
4.) Triathlon stellt trotz seiner gleichförmigen Bewegungsausführung technische Ansprüche – beherrscht du deine drei Disziplinen?
5.) Nun wird es Zeit, deine Aufmerksamkeit auf dich selbst zu lenken – vergleichen mit anderen macht nur Stress im Kopf – du machst diesen Sport nur für dich alleine! Das kann man mit einfachen Übungen ganz wunderbar im Alltag trainieren.
6.) Lerne, wahrzunehmen, wie du dich in starken, erfolgreichen Momenten fühlst. Daraus entstehen Gedankenbilder, die du dir zur Unterstützung abrufen kannst im Wettkampf.
7.) Es gibt Strategien, um aktiv gegen Müdigkeit, Nervosität, Stress oder Angst anzugehen….diese sollten lange vorher und ausgiebig geübt werden – nützlich auch im Alltag, z.B. im stressigen Job!
8.) Lerne Deine Impulse zu steuern…z.B. Ärger. Einen Schlag an den Kopf beim Schwimmen schnell wegzustecken, nicht lange darüber grübeln…
9.) Schau dir deine Strecken genau an und trainiere unter möglichst wettkampfähnlichen Bedingungen, das Automatisieren all deiner Abläufe verhilft dir zu Ruhe und Gelassenheit.
10.) Lege dir ein festes Vorstartritual zurecht!
Du wünscht dir unterstützenden RÜCKENWIND bei der mentalen Wettkampfvorbereitung? Dann informiere dich über die Möglichkeiten, die ich dir ganz individuell mit Sportmentalcoaching und meiner langjährigen Wettkampferfahrung bieten kann : einfach eine unverbindliche Nachricht mit deinem Anliegen an evahelms@sportmentalcoaching-ruckenwind.de schicken!