Schläfst du auch genug?
Ich kann nichts, außer Essen, Schlafen und Schwimmen.
(Michael Phelps)
Jeder weiß es, jeder spricht davon: ausreichend Schlaf ist immens wichtig für die körperliche und mentale Fitness! Doch die Realität bei Nicht-Profi-Triathleten sieht allzu häufig ganz anders aus: Kurzfristige geschäftliche Termine, das Kind krank, das Auto muss noch in die Werkstatt…..der ganz normale Wahnsinn im Trainingsalltag, der wohl die meisten von uns auf Trab hält. Verständlich, denn wie soll dann auch noch z.B. das Schwimmtraining seinen Platz im vollen Terminkalender finden?
Bestimmt weichst auch du oft auf den späten Abend oder sehr frühen Morgen aus… Mütze auf die nassen Haare und morgens um 6 Uhr oder abends um 20 Uhr zum Schwimmen! Jaaaaa, aber wie sieht das dann danach bei dir aus? Sinkst du tatsächlich nachts um 23 Uhr selig ermattet ins Bett oder bist du doch eher plötzlich wieder hellwach, tigerst heißhungrig um den Kühlschrank und kannst dann lange nicht einschlafen?
David Dinges von der University of Pennsylvania konnte zeigen, dass Testpersonen mit chronischem Schlafmangel häufig das Gespür für ihre Müdigkeit verlieren und meinen, sie kämen mit dem Mangel gut zurecht. Diese Wahrnehmung trügt jedoch: im neuen RÜCKENWIND Blog erfährst du, wie Schlaf deine sportliche Leistungsfähigkeit fördert.
Training bedeutet Stress für den Körper
Im Training setzen wir unseren Körper neuen Reizen und Anforderungen aus, wir setzen ihn sozusagen unter Druck, sich an gesteigerte Herausforderungen anzupassen. Dies passiert in zwei Schritten: zuerst die Regeneration und dann die Ausrichtung der körpereigenen Betriebssysteme auf die zu erwartende Neubelastung. Ökonomie lautet das Zauberwörtchen – um Energie zu sparen, passen sich Körper und Kopf lieber vorauseilend an, als ungewohnten (und damit stressigen) Situationen begegnen zu müssen. Soweit also die klassische Trainingslehre – Superkompensation. Leider fehlt uns gerade für die nötige Erholung viel zu häufig die Zeit. Wie die Graphik zeigt, muss diese jedoch ausreichend lang sein, um das Ausgangsniveau nicht nur wieder zu erreichen, sondern auch zu überschreiten. Erst dann kann das nächste Training auf einem höheren Leistungsniveau beginnen.
Definition Superkompensation (nach Wikipedia)
Das Prinzip der Superkompensation besagt, dass der Körper nach einer Trainingsbelastung nicht nur die Bereitschaft zur Erbringung des gleichen Leistungsniveaus wiederherstellt, sondern im Verlauf der Erholung (Regeneration) die Leistungsfähigkeit über das ursprüngliche Niveau hinaus steigert und über einen bestimmten Zeitraum auf diesem Niveau hält.
Was passiert im Schlaf in meinem Körper?
- ganz wichtig: In den Tiefschlaf-Phasen repariert und erneuert der Körper das Gewebe in Muskeln und Organen!
- Immunisierung – der nächtliche Kampf gegen Erreger
- Stoffwechsel wird wieder ins Gleichgewicht gebracht
Und was passiert in meinem Kopf?
Nicht nur die körperliche Fitness wird durch ausreichend Schlaf gestärkt, sondern auch, und das wird häufig übersehen, die mentale Fitness. Schlaf gut – und wach fit wieder auf! Hirnforschung ist ja so spannend! Man muss sich das ungefähr so vorstellen: im Hippocampus wird im Laufe des Tages alles in einem Kurzzeitgedächtnisspeicher abgelegt, was wir den Tag über an Erlebnissen, Erfahrungen, Eindrücken, Gefühlen und Informationen aufgenommen haben. Unser Gehirn ist ein Nachtarbeiter: ein Fünftel unseres gesamten Blutvolumens wird nachts in unser Gehirn geleitet, um dort mit voller Energieleistung die nun eigentlich wichtige Arbeit zu leisten: die Konsolidierung der Gedächtnisinhalte. Dabei werden zunächst «unwichtige» von «wichtigen» Inhalten getrennt und in die passenden, bereits vorhandenen neuronalen Netzwerke in der Großhirnrinde verschoben.
Jetzt wird’s interessant
Und was ist nun wichtig, was unwichtig? Um einen overload zu verhindern, werden bevorzugt Infos abgespeichert, die mit besonderen Emotionen verknüpft und relevant sind – dies kann man vereinfachen auf: was für mich neu und interessant und vor allem GUT ist, bleibt hängen. Nach welchen Kriterien dieser Prozess ganz genau verläuft, ist noch in der Forschungsphase. Man weiß jedoch, dass z.B. als besonders effektiv zum Erfolg führende erlernte motorische Bewegungsmuster und mentale Erfahrungen dauerhaft in den Langzeitspeicher überführt werden. Detailinformationen gehen hingegen verloren.
Tiefschlaf fördert also den Transport wichtiger neuer Gedächtnisinhalte in unser Langzeitgedächtnis.
Warum geht das nicht tagsüber? Zuviel Stress. Im Schlaf ist unser Stress-, d.h. Kortisolspiegel abgesenkt, und erleichtert den Speichervorgang. Am Schlaf zu sparen, und dies dauerhaft, beeinträchtigt unser Leistungsvermögen nachhaltig.
Dazu ein Beispiel aus meiner Praxis: der Kunde meines Freiwasser- Praxiscoachings wird sich nach unserem Treffen auf der Heimfahrt mit Sicherheit noch an meinen alten Neo ;-), meine Art, ihm vor der Nase kreuz und quer herumzuschwimmen oder sogar die Farbe des Wassers erinnern – nach einem guten Schlaf verfestigen sich jedoch dann die wirklich wichtigen Erkenntnisse, z.B. dass Atmen ein sehr effektives Mittel zur Stress-Regulation im Freiwasser ist und daran wird er sich dauerhaft erinnern! Durch fleissiges Üben und immer wieder Anwenden verstärken sich die neuronalen Verknüpfungen immer weiter.
Das ist gehirnfreundliches Sportmentalcoaching!
Der Blick in die Zukunft: Extinktionsforschung
Noch in den Kinderschuhen, aber von hohem Interesse für Psychotherapeuten ist die sogenannte Extinktionsforschung, bei der versucht wird, alte, schlechte oder angstmachende Gewohnheiten und Erfahrungen quasi zu überschreiben. In Tests verlernten Probanden, die verinnerlicht hatten, auf einen Ton mit Anzeichen von Angst zu reagieren, bestimmte Angstreaktionen, wenn derselbe Ton während anschließender Tiefschlafphasen erneut dargeboten wurde…ein weites Feld, auch für die Behandlung von Suchtkrankheiten.
Bis es aber soweit ist…
….bleiben wir im Sport Mental Coaching aber bei der vielfach bewährten und leicht erlernbaren Methode, bei Stress und Angst in bestimmten sportlichen Situationen zunächst so weit in den Anforderungen zurückzugehen, dass wieder eine gelingende Erfahrung möglich ist. Dann tief durchatmen, optimistische Körperhaltung annehmen und mit dem Blick voraus sich der Aufgabe stellen – ab ins Bett, ausreichend Schlaf gönnen und gestärkt weitermachen!
Schlaf gut und wach fit wieder auf!
Mit inzwischen schon ganz verschlafenen Grüßen, Eva 🙂
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/gedaechtnisbildung-schlaf-kann-ein-neuanfang-sein-13502172.html