Jeden Tag ein bisschen schlauer!

Dieses Video aus der Reihe «Jeden Tag ein bisschen schlauer» habe ich auf der Facebook-Seite von Prof. Dr. Gerald Hüther gefunden, einem der renommiertesten deutschen Hirnforscher, und das muss ich einfach mit euch teilen! Es stellt auf geniale Art und Weise dar, wie wir lernen und auch wieder verlernen. Schaut es euch unbedingt bis zum Ende an!

 

Wie lernen wir?

Nach Prof. Dr. Gerald Hüther können wir uns unser Gehirn wie eine vielfältige Landschaft vorstellen, durchzogen von vielen, vielen Wegen, angefangen von kleinen kaum erkennbaren Trampelpfaden über breitere, befestigte Feldwege bis hin zu stark befahrenen Autobahnen. Diese Wege entstehen, wenn wir irgendwann einmal an einer Ecke abbiegen, um einen zunächst neuen, noch unbekannten Weg einzuschlagen. Dieser Weg war neu, spannend, bot wunderbare Aussichten und hat uns erfolgreich zu unserem Ziel gebracht. Deshalb haben wir danach diesen Weg immer und immer wieder benutzt, er wurde breiter und breiter, bis wir ihn schließlich ohne darüber nachzudenken benutzen konnten.

Und auf diese Art und Weise funktioniert unser gesamtes Lernen. Nehmen wir zum Beispiel das Radfahren: das habt ihr irgendwann mal in eurer Kindheit gelernt, euch das erste Mal getraut, beide Füße vom Boden zu nehmen, anfangs noch gehalten am Gepäckträger, und dann plötzlich alleine weitergeradelt: stolz wie Oskar und durchströmt von einem  jubilierendem Glücksgefühl! Seitdem seit ihr unzählige Male mit dem Rad unterwegs gewesen, könnt es inzwischen auch freihändig, im dichten Straßenverkehr oder euch unterhaltend. Das Radfahren ist ein prima zur Autobahn ausgebautes neuronales Netzwerk.

 

DOCH dann…

…bekam dieser junge Mann mit dem Namen Destin von einem befreundeten Mechaniker ein ganz besonderes Rad: um es fahren zu können, musste er den Lenker in die ENTGEGENGESETZTE Richtung drehen, in die er eigentlich wollte…das Ergebnis war gleichermassen erstaunlich und höchst amüsant: obwohl die Aufgabe scheinbar sehr leicht war, gelang es weder ihm noch einem seiner zahlreichen Besucher seiner Vorträge, welche er dieses Rad ausprobieren ließ. Sein Ehrgeiz war geweckt: er wollte es unbedingt lernen, mit diesem Rad sicher geradeaus fahren zu können!

 

Schätzt mal, wie lange er dafür brauchte?

 

 

Unglaubliche 8 Monate!!

So lange brauchte er, um stabil auf diesem Rad unterwegs sein zu können – sein kleiner Sohn probierte es ebenfalls, und er hatte den Bogen innerhalb von nur 2 Wochen raus. Das Gehirn von Kindern verfügt über eine höhere Neuroplastizität, das heißt neue Synapsenverbindungen werden schneller und leichter geknüpft.

Am Ende steigt Destin wieder um auf sein «normales» Rad und…….aber seht es euch selbst an! 🙂

 

Und was hat das mit Mentaltraining zu tun?

In meinen Radseminaren lernen meine Teilnehmer auch etwas Neues, z.B. das Fahren im Unterlenker. Oder eine bestimmte Mentaltechnik anwenden. Aber geht das dann auch gleich den Berg runter mit seinen schwierigen Kurven? Nein, denn es ist wie mit dem zur Schule gehen: erst kommt die Grundschule, dann die weiterführende Schule, dann erst die Universität. Wir können diese Schritte (höchstens mal eine Klasse….;-)) nicht überspringen, sondern müssen eine Klasse nach der anderen durchlaufen, die Anforderungen wachsen mit jeder Klassenstufe. Also fangen wir ersteinmal an, im Flachen auf einer unbefahrbaren Straße mit einer Hand in den Unterlenker zu greifen, dann die zweite Hand….und erst wenn das sicher beherrscht wird, kann man zum nächsten Schritt übergehen und sich an eine Kurve wagen. Undsoweiterundsofort….das Ziel dieses Lernprozesses ist klar: mit einem sicheren Gefühl den Berg hinunter und sich nicht schrecken lassen von Unebenheiten oder engen Kurven!

 

Meine aktuellen Termine zum Radseminar «stressfrei bergab!» findet ihr auf der Startseite – gerne auch als Einzeltraining nach individueller Vereinbarung!

Und nun allzeit ganz viel Rückenwind für eure Ausfahrten!

Eva 

Angst essen Fahrspass auf

Den Titel zu diesem Blog habe ich dem  Film «Angst essen Seele auf» entnommen und ihn zu «Angst essen Fahrspass auf» abgewandelt. Kennt ihr ihn? Ein schlichtes Melodram aus dem Jahr 1974 mit wenig filmerischen Aufwand von Rainer Werner Fassbinder. Darin verliebt sich eine nicht mehr ganz junge Putzfrau in den deutlich jüngeren Ali aus Marrokko – er ist es dann auch, der diesen sprachlich ungeschickten Satz in einem Moment der Verzweiflung ausspricht. Das ungleiche Paar wird ständig von seinem Umfeld  angefeindet, den eigenen Kindern, Arbeitskolleginnen, Nachbarn und sogar dem Lebensmittelhändler an der Ecke. Als ihre Beziehung endlich Anerkennung findet, ist es nicht nur zwischen den Beiden fast aus, sondern Ali auch noch schwer magenkrank.

Kein spektakulärer Blockbuster, aber trotzdem ziemlich berührend: Hier könnt ihr ihn euch auf YouTube anschauen!

 

«Angst essen Fahrspass (und Leistung!) auf»

Das Gefühl von Angst – auch wenn es hoffentlich nicht unsere Seele aufisst!, spüren wir meist sehr intensiv am ganzen Körper. Sowohl im beruflichen, als auch im privaten oder eben auch sportlichen Alltag. Wer kennt das nicht? Die Spinne im Bad, der dunkle Schatten an der Kellerwand, der enge Aufzug, der luftige Aussichtsturm, der wütende Chef, die bevorstehende Abitursprüfung oder in unserem Sport, dem Triathlon: der tiefe und dunkle See, die drangvolle Enge beim Schwimmstart, die steile, kurvige Abfahrt: wir geraten in Stress, fühlen uns «wie gelähmt», das Herz rast, die Muskulatur verkrampft, der Atem geht flach….an ein freudig-entspanntes Tun ist nicht mehr zu denken.

 

Hast du schon Angst oder fürchtest du dich noch? 

In unserem Sprachgebrauch unterscheiden wir kaum zwischen Angst und Furcht. Tatsächlich wird Angst häufig gleichgesetzt mit einem unbestimmten Gefühl von Beklemmung. Dafür läßt sich kein konkreter Auslöser finden, jedoch erscheint die Situation als potenziell bedrohlich. Furcht hingegen bedarf eines ganz konkreten Auslösers, eines Objektes, eines Reizes, einer Situation, die körperliche Angst-Reaktionen auslöst.

 

 

Was passiert eigentlich im Gehirn, wenn ich Angst habe?

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Kampf oder Flucht – was wäre jetzt wohl besser?

Und kann ich dann daraus Methoden ableiten, mit ihr umzugehen? Nehmen wir folgendes Beispiel aus meiner Praxis: du fährst mit deinem Rennrad bergab auf eine enge, unübersichtliche Kurve zu, der holprige Straßenbelag verheißt gar nichts Gutes….

….auf der neurobiologischen Ebene erlebst du jetzt gleich zwei Mal Angst: der erste Mechanismus analysiert die Situation blitzschnell, aber recht ungenau. Dein Sinnensystem leitet die Informationen direkt über den Thalamus an die Amygdala weiter. Dies ist ein mandelförmiger Komplex in der Mitte unseres Gehirns, der in einem winzigen Zeitraum entscheidet, ob die Situation schädlich oder nützlich ist für uns: im Fall der Bergabkurve fällt die Bewertung natürlich potenziell bedrohlich aus, und daher werden nun die passenden körperlichen Angstreaktionen ausgelöst: du verkrampfst, dein Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt. Aus gutem Grund: es ist die Vorbereitung auf einen Kampf oder eine Flucht! Mehr dazu auch in meinem Blog «Stress Management».

 

Kannst du dir vorstellen, dass dies alles passiert, ehe dir überhaupt bewusst ist, dass du Angst hast?

Der zweite Mechanismus reagiert langsamer, dafür detailreicher. Es geht wieder über den Thalamus, aber diesmal ist der Hippocampus beteiligt: er sucht nach Erinnerungen und Erfahrungen zur Situation «enge Kurve» (vielleicht ein sehr unangenehmes Wegrutschen oder gar ein Sturz?) und vergleicht diese mit der aktuellen Situation.

Für die Umwandlung all dieser Wahrnehmungen in ein bewußtes Gefühl ist der präfrontale Cortex zuständig – er ist es auch, der entscheidet, welche Handlung nun am besten ist!

 

 

Wie werde ich Angst gehirngerecht los?

Würden wir (das heißt unser präfrontaler Cortex!) also die bergab- Situation eben NICHT als bedrohlich bewerten, sondern als Erfolg, könnte die Rückmeldung lauten: alles in Ordnung, kein Grund zur Angst, ich bin achtsam, konzentriert, ich fahre vorsichtig, ich schaue zur Kurvenmitte etc. Folge: Entspannung und mehr Freude beim Fahren! Wischiwaschi? Zauber? Nein, aktives Mentaltraining. Im Wesentlichen trainierst du dabei drei Dinge: die Kontrolle über deine Atmung, die Steuerung deiner Aufmerksamkeit und die Konzentration auf das, was zu tun ist. So viel zur Theorie! In meinen individuellen Praxis-Coachings «Stressfrei bergab» erfährst du, wie du das in deiner Fahrpraxis anwenden kannst.

Schreib mir einfach eine email: evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de und erfahre mehr!

 

brain-998996_1920In diesem Sinne: Kette rechts! 🙂

Eure Eva

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: https://www.dasgehirn.info/handeln/lernen/angst-essen-leistung-auf-4934/ – übrigens: eine sehr spannende Seite mit gut lesbaren Texten über das menschliche Gehirn!

 

Sind Stürze Kopfsache?

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wenn die Radschuhe mal stehen bleiben müssen….

Neulich,

da erhielt ich eine email mit einer Geschichte. Es war die Geschichte einer begabten Triathletin, die hochmotiviert in einen Triathlon- Wettkampf, eine anspruchsvolle olympische Distanz (1,8 – 41 – 10) startete und nach hervorragender Schwimmzeit als elfte gesamt aus dem Wasser stieg. Nichts schien ihren starken Auftritt an diesem Tag stoppen zu können, doch bereits nach 4km war ihr Sporttag zu Ende. Sie stürzte ohne Fremdeinwirkung auf der Radstrecke, kam unvermittelt von der Strecke ab und schleuderte quer über die Straße, überschlug sich. Zum Glück ging das Ganze einigermaßen glimpflich aus, sie kam mit Schürfwunden und einigen blauen Flecken davon.

 

Dennoch nagte der Unfall an ihr, sie stellte ihre eigene mentale Stärke in Frage, haderte, zweifelte, überlegte sich, ob es sein könne, dass ihr Unterbewusstsein für diesen Sturz verantwortlich sei und ob sie von ihm im wahrsten Sinn des Wortes ausgebremst wurde, weil sie einem gespürten Leistungsdruck nicht standhalten konnte. Sie fragte sich ebenfalls, ob sie den Fall noch hätte verhindern können und ob es mentales Aufgeben sei, dass sie den Sturz nicht abfangen konnte.

Mir begegnen immer wieder sehr ehrgeizige Altersklassenathleten. Sie organisieren diszipliniert ihren Alltag aus Vollzeitberuf, Sport und Privatleben. Zugleich setzen sie sich aber oft selbst stark unter Druck und sind damit eher anfällig für das Gefühl von Versagen, wenn ein Ergebnis mal nicht so ausfällt wie erwartet. Oder gar ein Rennen nicht beendet werden kann. Hat nun also das Unterbewusstsein meiner Triathletin ihr Schicksal gesteuert? Nein, natürlich nicht. Eine Sturzsituation entsteht aus einem Moment des Zufalls heraus, eine kleine Unachtsamkeit, ein Fahrfehler oder eine Fremdeinwirkung und schon ist es passiert.

Was passiert dabei im Kopf? Neurobiologisch ist die Amygdala, ein Komplex aus mandelförmigen Kernen im mittleren Bereich unseres Gehirns, für die emotionale Bewertung eines externen Impulses (=bedrohliche Sturzsituation) verantwortlich. Da wir meist als Kinder schon früh die Erfahrung gemacht haben, dass Stürze weh tun, ist die abgespeicherte Emotion in diesem Moment natürlich Angst. Angst vor dem zu erwartenden Schmerz. Die Amygdala löst die passenden vegetativen Reaktionen aus: z.B. ein Zusammenzucken, ein Aufschrei, ein erhöhter Puls.

Kann ich meine Reaktion dann steuern? Wie wir nun in der Situation handeln – um uns damit eventuell vor dem Aufprall auf der Straße zu bewahren – entscheidet sich daran, ob wir einen dazu passenden neuronalen Aktionsplan haben, soll heißen verstandene und lang und gut geübte Technik! Dies scheitert leider häufig an den Rahmenbedingungen: wer zeigt mir das? wie und wo trainiere ich, was zu tun ist, wenn das Hinterrad z.B. ausbricht oder die Seitlage bedrohlich schief wird? Beobachtet man die zum Teil akrobatischen Kunststücke von Profirennradfahrern, kann man erfassen, wieviel an jahrelangem Sturz- und Fahrtechniktraining nötig ist, um eine solche Sicherheit auf dem Rad zu erlangen. Wer sich mal in das Thema «richtig stürzen» beim MTB einlesen möchte, findet hier einen guten Text dazu.

Wir sind zwar keine Profis, aber wir können trotzdem mentale Stärke aus technischer Sicherheit gewinnen! Ein Sturz läßt sich damit nicht zu 100 Prozent abwenden, aber vielleicht doch die eine oder andere brenzlige Situation retten. Daher hier die Empfehlung, sich immer wieder mal mit den technischen Anforderungen des Radsports zu beschäftigen, sei es zur Wiederholung oder natürlich ganz besonders als Rookie. Kann ich schnell auf unerwartete Situationen reagieren, richtig bremsen oder einem Hindernis ausweichen? Werde ich instabil, wenn ich eine Hand vom Lenker nehmen muss? Habe ich genug Selbstvertrauen, wenn es eng wird auf der Strecke? All dies könnt Ihr im RÜCKENWIND Seminar «sicher auf dem Rad im Triathlon» lernen und üben.

 

Nächster Termin am Sonntag, den 28.8. um 10 Uhr, Treffpunkt: 69198 Schriesheim, Industriestr. 7

Info & Anmeldung: evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de

 

 

 

 

 

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